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Montag, 1. Mai 2017

Tag5 - S

Guten morgen zusammen,

die Nacht war angenehm ruhig und nicht so kalt wie gedacht. Ich krieche gegen 7:00 aus meinem Zelt und bewege mich langsam zum Waschhaus. Ich habe ja Zeit. Die Rezeption wird erst wieder ab 9:00 besetzt sein und ich muss schließlich noch meine Übernachtung bezahlen. Pünktlich, wie es sich für einen Deutschen gehört, bin ich gegen 8:45 abfahrbereit an der Rezeption. Kurz später trifft die Dame ein und ich zahle die Campinggebühr mit meiner Prepaid-Visa und bekomme meinen Ausweis zurück.
Mein Tagesziel für heute steht noch nicht fest. Ich bewege mich auf Schwedens Nebenstraße immer Richtung Norden. Der frische Wind ist noch da aber längst nicht mehr so kräftig wie in Dänemark. Die Sonne scheint und ich hoffe, bald die Waldgrenze zu erreichen, um dem Wind etwas zu entkommen.
Was einem sofort hinter Malmö auffällt ist, dass es hier tatsächlich überall die schicken roten Holzhäuser hat. Ich passiere viele kleine Siedlungen und denke mir schon jetzt dass es hier wirklich wie in Bilderbüchern ist.



Etwa 70 km später ist es dann soweit. Der Wald beginnt und der Wind ist um längen angenehmer. Die Bäume und auch Büsche tragen hier noch kein Laub und keine Triebe. Lediglich ein paar vereinzelte Büsche deuten den anstehenden Frühling an. Sogar die vielen Birken, die bei uns schon im knalligen grün erstrahlen, sind hier noch total kahl. Als Zwischenstopp habe ich für heute etwas ganz besonders geplant. Ich möchte mir die traditionelle Landwirtschaft in Rashult ansehen. Diese habe ich zuvor bei meiner kurzen Recherche entdeckt. Doch bevor ich dort ankomme muss ich für einige sehr schicke Motive stoppen.




Ich erreiche das Gehöft gegen Mittag und bin sehr überrascht. Denn der 1. Mai ist auch in Schweden der Tag der Arbeit. Es hat kaum Besucher. Lediglich vereinzelt treiben sich hier ein paar einheimische Familien herum. Die Zufahrt ist nur für Fahrzeuge mit Sonderfahrtenschein gestattet. Also stelle ich meine Transe artig auf dem Besucherparkplatz außerhalb ab. Der Fußweg ist nur etwa 500 m. An einem Gatter mit der riesigen Infotafel hängt ein Kasten mit der Bitte um eine freiwillige Spende von 20 Kronen. Ich komme den Aufruf nach und schlendere los. Es gibt drei offizielle Wege durch das Anwesen. Eine rote, eine gelbe und eine blaue Route. Ich entscheide mich für die Gelbe. Also die mittellange von etwa 2,2 km.
Als erstes kommt man an den alten Häusern vorbei. Ein kleines Wohnhaus steht offen und man kann sich die super erhaltenen Räumlichkeiten ansehen. Einige Gebäude sind noch verschlossen. Was mich schon jetzt recht stutzig macht.




Kurz später kommt man an den kleinen Feldern vorbei und der Weg führt einen durch die ganz natürliche und leicht sumpfige Landschaft. Weit und breit bin ich der einzige und bin schon gespannt, wann ich denn endlich auf die Viehhaltung stoße.
Doch nichts. Weit und breit sind lediglich Hufspuren und Hinterlassenschaften zu sehen. Als der Weg wieder Richtung Siedlung führt wird man über einen schönen kleinen Holzsteg geführt und schließlich bekomme ich doch noch ein paar freistehende kleine Pferde zu sehen. Ich warte bis endlich eines den Kopf hebt und drücke auf der Knipse ab.



Als ich wieder an der Siedlung bin gebe ich mich nicht geschlagen. Es muss hier doch deutlich mehr Vieh geben. Ich schlender zu einem Gebäude das wie ein Stall aussieht. Oben ist alles mit einem Schloss verriegelt. Doch unten in der Senke ist eine alte Türe die nur mit einem Keil verschlossen ist. Frech wie ich bin ziehe ich ihn heraus. Tada! Hier hat es Schafe und Hühner. Ich betrete den Stall und denke mir: "Das schweigen der Lämmer?" Lediglich die Hühner gackern vor sich hin und lassen sich nicht von mir stören. Die Schafe beschnuppern mich ganz neugierig und ich strecken ihnen etwas Heu entgegen. (Mensch muss ich stinken).


Weiter hinten im Stall hat es noch eine andere Rasse von Scharfen. Diese sind, als sie mich bemerken, deutlich lebhafter und nervöser. Und die Lämmchen sind total putzig!



Von meiner Neugierde befriedigt ziehe ich ab zum Moped und fahre artig weiter. Ca. 60 km weiter muss ich schon wieder stoppen. Was ist das denn hier? Wieder so ein schicker Touriort. Hier hat es eine Riesige alte Mühle. Eine Infotafel verrät mir, dass es sich um eine alte Knochenmühle handelt. Was ist das denn? Hier wurden die Knochen von Schweinen, Kühen und Co gemahlen und als Dünger für die Felder an die umliegenden Bauen verkauft.



Kurz darauf spricht mich ein Schwede an. Er ist neugierig wo ich herkomme. Wir ratschen kurz und er erzählt mir, dass der große Tourischwarm erst in ca 3-4 Wochen kommt und deshalb noch viele Campingplätze geschlossen sein werden. Dass kann ja spannend werden. Im Zweifel werde ich einfach vom Jedermannsrecht gebrauch machen.

Ich fahre weiter und genieße die schönen kleinen geschwungenen Straßen durch den Wald. Der Asphalt ist hier sowas von rau dass man eigentlich nie Angst haben muss auch nur ansatzweise den Grip zu verlieren. Hinter den unzähligen Kuppen weiß man nie genau ob es jetzt geradeaus, rechts oder links weiter geht. Wobei die Bäume es einem schon recht gut verraten. ;-) Lange Geraden hat es auch ab und an.

Und dann übersehe ich doch glatt die Zeit. Jetzt aber los und einen Campingplatz suchen. Der nächste soll etwa 3 km weiter sein. Top! Doch als ich dort ankomme ist dieser wirklich noch geschlossen. Also ab zum Nächsten. Dieser soll laut Navi nur 30 km weiter sein. Wenn der auch zu ist, beschließe ich mir einen schönen Platz in der Natur zu suchen. Ich komme dort an. Er sieht sehr gemütlich und klein aus. Nichts los. Hmmm. Was jetzt tun? Ich klingel einfach mal an dem anliegenden Wohnaus.
Kurz später öffnet mir eine Dame die Türe und ich bin erstmal total perplex als sie mich in besten Deutsch anredet. Ich frage mich noch immer woher sie das wusste. Evtl hat sie mein Kennzeichen durch das Fenster gesehen. Sie teilt mir mit, dass sie noch geschlossen hätten. Ich frage sie, warum sie so gut deutsch spricht und so erfahre ich, dass sie und ihr Mann aus Berlin stammen und vor 36 Jahren hier her ausgewandert sind. Sie erzählt mir zudem noch, dass dies hier ein besonderer Platz ist. Das kleine Wehr wurde früher genutzt um eine Möbelfabrik zu betreiben. Ihr Wohnhaus sei das Haus des Besitzers gewesen und die beiden Häuser da hinten waren die Wohnhäuser der Gesellen. Eines sei in Privatbesitz und das andere gehört dem lokalen Verein. Und schließlich gewährt sie mir mein Zelt hier aufstellen zu dürfen. Ich müsse auch nichts zahlen. Nur das Waschhaus kann ich noch nicht nutzen. Das Wasser ist hier noch abgestellt. Aber sie gibt mir die Info, dass ich das ganz neue öffentlich WC ca. 400 m weiter stressfrei nutzen Kann. Der Verein hat es ganz frisch aufgestellt.

Im Sonnenuntergang stelle ich mein Zelt auf und genieße noch einen kleinen Spaziergang rund um das Gelände am See. Zurück am Zelt kommt ihr Mann auch noch für einen Ratsch vorbei. Wirklich ein sehr nettes Paar die beiden.


Ich verkrümel mich in meinen Schlafsack und säge ein paar Bäume um. Oder Träume ich doch nur, dass ich ein Motorrad bin? :-P



3 Kommentare:

  1. Ich mag es auch am liebsten, ohne festes Ziel einfach loszufahren und noch nicht zu wissen, wo man am Abend ankommt. Da hast Du doch richtig Glück gehabt, mit dem Schlafplatz.

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  2. Interessante Gegend, gutes Wetter, war aber bestimmt dennoch nicht gerade warm, nehm ich an.

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    1. Die Landschaft mit den vielen Seen ist wirklich super. Zudem hatte ich das Glück, dass die Laubbäume noch nahezu kahl waren. Freie Sicht. :-)
      In der Früh bin ich immer mit den dicken Handschuhen gestartet und konnte diese eigentlich immer spätestens ab 11:00 gegen die Sommerhandschuhe tauschen.

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